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Marktplatzgeflüster November ’25: Huch, wer hat den November versteckt?

Evas bunte Welt…

Seit knapp einer Woche starrt mich meine To-do-Liste in Form einer Mindmap an. Um nichts zu übersehen und die letzten Momente dieses Jahres noch zu nutzen, habe ich meine Gedanken visualisiert und an meine Wand gehängt. Die Worte „Endspurt 2025 – Was ich noch schnell mal machen wollte 🤡“ sprangen mich mehr über mich lustig machend an, weniger als erleichternde Übersicht. Bereits beim Aufsetzen der Mindmap war mir irgendwie im Unterbewusstsein klar: Das passt nicht mehr so ganz in das endende Jahr 2025. Naja, typisch Eva.

Der Song von Max Raabe geht mir seit einer Woche nicht mehr aus dem Kopf: 

„Heut’ mach’ ich gar nichts
Keinen Finger krumm
Ich bleib’ zu Haus’
Und liege hier einfach nur so rum (…)
Der perfekte Moment
Wird heut’ verpennt“

Nachdem ich die vergangene Woche damit verbracht habe, noch das Notwendigste zu erledigen, also die Dinge, die man einfach nicht aufschieben kann, auch wenn man an einer Aufschieberitis in Kombination mit dem Letzte-Drücker-Phänomen leidet, weiß man ja, manches muss passieren und manche Momente muss man nutzen, weil sie gefühlt so nie wiederkommen. Aber das Bedürfnis, einfach mal die Füße hochzulegen, wurde immer stärker. Ironischerweise hat es mich eine Woche gekostet, das Lied wirklich zu leben. 

In den vergangenen Wochen habe ich viele Gespräche mit Altdorfern geführt. Es scheint nicht nur ein „Evsches“ Dilemma zu sein. Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Die Terminkalender sind voll. Eine Weihnachtsfeier jagt die nächste. Weihnachten und der Weihnachtsstress kommen immer näher, die ersten Weihnachtslieder sind spätestens heute durch die Lautsprecher nach außen gedrungen und beschleunigen das Aufgezählte noch dazu. Der Wunsch noch vor dem Jahreswechsel zu seinem gewünschten Soll zu kommen, löst anscheinend nicht nur bei mir Druck aus.

Aber warum tun wir uns das eigentlich an? Ich meine, dieser ganze Endjahresstress ist ja oft von uns selbst kreiert. Ja, natürlich, es gibt die Dinge, die einfach erledigt werden müssen, also diese Erwachsenenverpflichtungen. Das Meiste, habe ich das Gefühl, bürden wir uns schon selbst auf. 

Wenn ich mir meine Mindmap gerade ansehe, steht da zum Glück auch ein Punkt, den man nicht vergessen darf: „Revue passieren lassen“. Wie gut, dass ich mich kenne und in dem Ganzen, dies noch und das noch, mich selbst erinnere innezuhalten. Der Begriff Revue passieren lassen wird im Deutschen als feste Redewendung gebraucht und stammt ursprünglich aus dem Französischen. Als Synonym könnte man das Wort „Überprüfung“ oder „erneutes Anschauen“ verwenden. 

Normalerweise pflege ich zum Jahreswechsel mein rituelles Zurückblicken, manchmal in Form von Jahresberichten im Freundeskreis, oder auch nur für mich alleine im Gedanken –und das Vorausschauen ins neue Jahr in Form von Vision Boards. Ich liebe einfach das Verschriftlichen. Es macht alles noch ein wenig greifbarer und kraftvoller. So war ich sehr froh darüber, dass ich mir selbst die Erinnerung gesetzt hatte, dieses Jahr ein wenig früher innezuhalten, mich umzusehen, in mich hineinzuhören, Prioritäten zu setzen und den „Endspurt“ dann ganz bewusst zu erleben. Manchmal kann man im Trubel des Alltags schon kurz vergessen, die Dinge mit allen Sinnen zu erleben. Im Hier und Jetzt zu bleiben, zu versuchen, die Dinge mit Hingabe zu machen und vor allem Spaß dabei zu haben. So sitze ich jetzt ganz gemütlich in meinem roten Ohrensessel mit einem würzigen Chai und denke über mein Jahr nach, über den November, der irgendwie im Nieselregen so dahingerauscht ist, und was ich mir noch für den Jahresabschluss erhoffe. Es fühlt sich schön an, die wundervollen Momente, die mir dieses Jahr zahlreich geschenkt wurden, noch einmal kurz zu erleben. Zu sehen, was ich alles geschafft habe, welche Menschen mich bei alldem begleitet haben und darüber zu lachen, was mir alles daneben gegangen ist. 

In dem erwähnten Song singt Max Raabe auch davon, dass er den perfekten Moment verpennt. Das hat mich irgendwie entspannt. Denn er hat ja recht. Es gibt viele perfekte Momente. Nutzen wir den einen nicht, kommt der Nächste ganz bestimmt. So wie auch der nächste November wiederkommt, ganz bestimmt. Eines dürfen wir bei dem ganzen wilden Leben nicht vergessen, uns und alles was wir so machen nicht ganz so ernst zu nehmen. Die Dinge mit Humor zu nehmen. So muss ich schon wieder ein wenig über mich schmunzeln. Bereits in meiner Mindmap habe ich der Überschrift einen Clown Smiley verpasst. Mir war beim Niederschreiben schon klar, dass das unrealistisch ist. Aber manchmal tut es einfach gut, einen gewissen Überblick zu haben, zu sehen, was wirklich Priorität haben sollte und was einfach mal noch warten kann. 

Anscheinend hat den November niemand versteckt. Ich musste nur genau hinsehen. Den Dezember versuche ich noch einmal ganz bewusst etwas entschleunigter zu erleben, um das Jahr schön ausklingen zu lassen. Denn ich weiß ja, der perfekte Moment kommt immer wieder und bis dahin, verpenn ich ein paar davon. 

Post Scriptum 1: 
So ganz aus meiner Haut raus kann ich auch nicht. Ich war heute doch noch ein wenig joggen. Aber wie es manchmal so ist, genau zum richtigen Zeitpunkt. Pünktlich als die Krampi den Marktplatz mit ihren schaurigen Geschichten, den zotteligen Kostümen und dem Feuer zum Leben erweckten. Man könnte fast sagen, der perfekte Moment. 😜

Post Scriptum 2: 
Ich musste nachschlagen: Krampusse ist die formal korrekte Pluralform im Hochdeutschen. Ich habe mich dann doch für Krampi entschieden, wie man sie im bayrischen Sprachraum verwendet. Ich finde, dass diese Form einfach viel lustiger klingt und den Gruselwesen ein wenig ihren Schauer nimmt. 


Eva Mikeska lebt in der Stadt, die sie liebt: in Altdorf b. Nürnberg. Außerdem liebt sie das Schreiben und das Lesen und veröffentlicht hier großartigerweise ihre Kolumne Marktplatzgeflüster.

Ihr erreicht sie bei Ideen, Anregungen und Fragen unter hallo@evamikeska.de und bei Instagram.

Eva Mikeska
Eva Mikeska (Foto: Antje Wiech)

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