Wenn wir Altdorfer uns alle drei Jahre im Ausnahmezustand befinden, geht eines etwas unter: Michael Abendroth, der Regisseur des Schauspiels „Schillers Wallenstein“ ist ein Weltstar. Er hat im letzten Jahr den Olymp der Theaterschauspieler erklommen, das Burgtheater in Wien. Dort spielt er demnächst in Friedrich Dürrenmatts Klassiker „Der Besuch der alten Dame.“. Doch am bekanntesten ist der leidenschaftliche Schauspieler durch seine Auftritte in „Alarm für Cobra 11“, der erfolgreichsten Action-Serie der Welt (in der er zwei Mal den Bösewicht spielte und beide mal starb, siehe Foto). Natürlich war er auch in mehreren Tatort-Filmen zu sehen (unter anderem in „Blutgeld“, einer meiner Favoriten) und im Kino (z.B. in „Paula“). Seine Filmografie gibt es in seinem beeindruckenden Wikipedia-Eintrag.
Seit Michael Abendroth 1988 nach Lindelburg zog (er spielte damals am Nürnberger Theater) entstanden die Kontakte nach Altdorf. Er schrieb die viel gelobte Theaterfassung des Stücks „Schillers Wallenstein“ und schaffte es, aus dem Laien-Ensemble ein hochwertiges Schauspiel zu entwickeln. Ein Schlüsselerlebnis war die Aufführung in Altdorf/Uri in der Schweiz. Zum ersten Mal wurde auf einer richtigen Bühne mit echter Beleuchtung gespielt. Daraufhin hat er im Jahr 2000 unter dem damaligen Vorsitzenden des Wallenstein Festspielvereins Peter Bernhard eine neue Fassung erstellt und ein professionelles Beleuchtungskonzept mit einer neuen Lichtanlage entworfen. Wallenstein wird seit dem von Richard Winter gespielt, er ist bis heute die Seele des Ensembles.
In diesem Jahr feiert der Schauspieler gleich drei Jubiläen: Er wird 70 Jahre alt, steht seit 50 Jahren auf der Bühne und seit 30 Jahren engagiert er sich für die Wallenstein Festspiele. Aber er hat noch lange nicht genug. Aktuell pendelt er zwischen Wien, Recklinghausen (er spielt dort bei den Ruhrfestspielen) und Altdorf. Ruhiger wird es erst wieder nach den Wallenstein Festspielen, wenn er in seiner Heimat Wien in Josefstadt (8. Bezirk). Nach einem bewegten Leben mit vielen Wohnortwechseln ist er 2012 dort angekommen und genießt das Leben im Zentrum Europas und in Fußweite zum Burgtheater. Trotzdem ist er häufig in Altdorf zu Besuch und öfter beim Stammtisch in der Nagelschmiede anzutreffen.
Seinen ersten Auftritt hatte Michael Abendroth mit 10 Jahren in „Warten auf Godot“ in München für eine Gage damals von fünf Mark pro Abend. Die Highlights seiner Karriere bis jetzt waren für ihn die Zusammenarbeit mit großartigen Regisseuren wie z.B. Jürgen Gosch, mit dem er 2006 „Macbeth“ spielte und dabei bis Bogota bekannt wurde. Zu Ende ist diese beachtliche Karriere noch lange nicht, er ist ausgebucht bis 2019, obwohl er nur noch Rollen annimmt, die ihm Spaß machen.
Am 24. und 25. Juli kann man Michael Abendroth in Altdorf auch auf der Bühne erleben. Im Rahmen der Reihe „Volkstheater in den Bezirken“ wurde Altdorf kurzer Hand zum Wiener Bezirk erkoren und gespielt wird „Das Haus am See“ (wurde verfilmt als „On Golden Pond“ mit Katherine Hepburn, Henry Fonda und Jane Fonda). Ein außergewöhnliches Kulturereignis, das man sich nicht entgehen lassen darf!
Zum Abschluss meines sehr interessanten Gesprächs mit Michael Abendroth, in dem er noch viele Anekdoten erzählte, sagte er „Ich habe sehr viel Schwein gehabt im Theater“. Bescheiden ist er auch noch…
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